Psyche & Mikronährstoffmängelzustände

Mikronährstoffmängel und Ernährungsdefizite können wesentlich an psychischen Beeinträchtigungen beteiligt sein.

Emotionale Verstimmungen als Frühzeichen von Mangelzuständen

Wenn der Stoffwechsel kurz- und langfristig an einer Mangelversorgung leidet, zeigen Nerven- und Hormonsystem rasch Symptome. Diese werden jedoch häufig überhört oder als psychogen missverstanden. Emotionale Verstimmungen können jedoch erste Hinweise auf ein Mikronährstoff-Ungleichgewicht geben, lange bevor ein Krankheitsbild diagnostiziert werden kann. Häufig werden solche seelischen Dysbalancen mit Genussmitteln oder Medikamenten kompensiert und symptomatisch behandelt, was etwaige Mikronährstoffdefizite allerdings immer weiter entgleisen lässt. Aus einer längerfristigen Missstimmung oder Konzentrationsschwäche entwickeln sich dann möglicherweise Depressionen, Erschöpfung, Angstzustände oder Aggressionen. Aber auch neurologische Krankheiten wie Multiple Sklerose (MS), Demenz oder Epilepsie könnten hierdurch begünstigt werden.

Eine wichtige Aufgabe komplementärer Therapie liegt in der Identifikation möglicher Nährstoffmängel und deren gezieltem Ausgleich durch Ernährung und Supplementation. Allerdings sind Nährstoffdefizite nur einer von mehreren pathogenen Faktoren psychischer Störungen, der in sehr unterschiedlicher Gewichtung an der Krankheitsentwicklung beteiligt sein kann. Meist handelt es sich um multifaktorielle Geschehen, die eine angepasste Therapie erfordern.

Auch die Sexualhormone wirken auf Psyche und Nervensystem. So ist bekannt, dass Stimmungsschwankungen im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus auch auf die Hormonverschiebungen zurückzuführen sind. Auch Depressionsneigungen, Schlafstörungen und Unruhezustände in den Wechseljahren lassen sich diesen Verschiebungen zuordnen – und durch eine Ernährungsanpassung und individuelle Supplementierung entsprechend verbessern.

Mikronährstoffe, Neurotransmitter und Hormone als Stimmungsmodulatoren

Die Grundlage für Neurotransmitter und Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin) bilden Aminosäuren und Mikronährstoffe. Für die Sexualhormone und Glukokortikoide bildet Choles-terin die Basis. Es ist jedoch wichtig, im therapeutischen Konzept nicht nur die Mikronährstoffe zur Bildung der Hormone und Neurotransmitter zu verabreichen, sondern auch die Drüsen therapeutisch zu unterstützen. Dies ist auch durch Heilpilze oder Diätetik möglich.

Mikronährstoffe bilden die Basis der Neurotransmitter, wirken an deren Stoffwechselprozessen mit, beeinflussen jedoch auch selbst Nervenfunktion und Stimmung. Dabei sind Synergieeffekte unter verschiedenen Substanzen zu berücksichtigen. Ein Neu-rostressprofil über Speichel und Urin und/oder eine genaue Anamnese mit spezifischen Fragen zu Stimmungsveränderungen bilden die Basis für eine Ernährungsanpassung und gezielte Supplementation.

Basis der Mikronährstoffversorgung

Sollte immer eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung sein. Darum tragen gesunde Nahrungsmittel wesentlich zu einer ausgeglichenen Psyche bei. Dabei fallen folgende Nahrungsmittel infolge ihrer Nährstoffe (insbesondere Aminosäuren, Zink, B-Vitamine und Selen) im Zusammenhang mit der Psyche besonders auf: helles Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Nüsse, Samen, Vollgetreide, Hülsenfrüchte und Kakao. Bei diagnostizierten Störungen ist jedoch eine zusätzliche Supplementation erforderlich und sinnvoll.

Auch Gewürze und Kräuter wirken stimulierend auf die Psyche. Ohne sie im Detail zu beschreiben, hier einige Beispiele: Zimt, Muskat, Nelke, Ingwer, Vanille, Lavendel, Edelsüßer Paprika und Safran. Bei Gewürzen sind nicht Nährstoffe, sondern ätherische Öle und sekundäre Pflanzenstoffe für die Stimmungsbeeinflussung verantwortlich, zum Beispiel Capsaicin in Chili und Paprika oder Myristicin in Muskat.

Beispiel für einen antientzündlichen Tages-Ernährungsplan, um einem stressreichen Tag gelassener zu begegnen:

  • Frühstück: Porridge mit Nüssen, Beeren, Zimt und Vanille
  • Mittagessen: Dinkelbrotsandwich mit Kräuter-Paprika-Quark und Blattgrün
  • Abendessen (warm): Hähnchengeschnetzeltes mit einer leichten Chilisauce, Quinoa, Nüssen und Blattsalat
  • Banane und Nüsse als Zwischenmahlzeit
Nahrungsmittel und Psyche: Depressiv durch allergene Ernährung?

Bereits in den 1950er-Jahren wurden in USA bei einem auffallend großen Teil der depressiven Personen Unverträglichkeiten und Allergien auf gewisse Nahrungsmittelinhaltsstoffe erkannt. Wurden diese Produkte vom Ernährungsplan gestrichen, besserten sich die Symptome oder verschwanden. Heute wird die Gut-Brain-Achse dafür verantwortlich gemacht – die neurologische und immunologische Verbindung zwischen Darm und Gehirn. Sie spielt eine wichtige Rolle in der orthomolekularen Begleitung psychischer und neurologischer Erkrankungen. Insbesondere Nährstoffe wie L-Glutamin, B-Vitamine (vor allem Folsäure), Magnesium und Zink sind von hoher Wichtigkeit für den Darm. Die Basis bildet jedoch auch hier die Ernährung, da Supplemente – und auch Probiotika – allein langfristig nicht zielführend sind.

Ein weiterer Mechanismus wird hinter ernährungsassoziierten psychischen Dysbalancen vermutet: Nach dem Modell des sogenannten 3-Stadien-Anpassungssyndroms löst ein allergenes Nahrungsmittel im Körper einen Alarm (1. Phase) aus. Wird nicht darauf reagiert, passt sich der Körper diesem täglichen Stress an, jedoch unter Aufbietung der Abwehrkräfte (2. Phase). Bei Fortbestehen der Ursachen kommt es mit der Zeit zur Schwächung des Körpers (3. Phase), was zu individuellen Symptomen wie Migräne, depressiven Verstimmungen oder Panikattacken führen kann.

Ein drittes Modell wird in diesem Zusammenhang diskutiert -die zerebrale Allergie, einhergehend mit folgendem Symptomkomplex:

  • Beschwerden während der Kindheit, insbesondere Koliken und Ekzeme
  • Zöliakie, Asthma bronchiale, Urtikaria, atopische Rhinitis
  • Multiple Nahrungsmittelunverträglichkeiten, zum Beispiel auf Schokolade, Weizen, Milch, Rindfleisch, Ei, Zucker
  • schwer regulierbare Stimmungsschwankungen
  • Tachyarrhythmien
  • saisonale Allergien

In Zusammenhang mit dem Modell der zerebralen Allergie werden häufig Auslöser wie Gluten, Milchprodukte, Nüsse, Kakao, Zucker und Histamin genannt.

Hinweise auf Nahrungsmittelallergien gibt die Auslassernährung: Nach 1-2 Wochen Verzicht wird der mutmaßliche Auslöser für 1-2 Tage wieder in größerer Menge zugeführt, mit deutlichen Reaktionen im Fall einer Allergie. Auch ein IgG-Bluttest liefert wichtige Informationen. Diese beziehen sich jedoch nur auf das akute Geschehen und lassen nicht automatisch auf eine lebenslange Allergie schließen. Somit kann das fragliche Nahrungsmittel zu einem späteren Zeitpunkt versuchsweise und in kleinen Mengen wieder einbezogen und erneut getestet werden. Es ist wichtig, dass Betroffene dabei kompetent begleitet werden.

Quelle: DHZ 04.2022

 

 

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Verena Bastian

Verena Bastian ist staatliche geprüfte Heilpraktikerin seit 2014. Davor studierte Sie Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach mehrere Jahre in der Finanzabteilung eines großen Baustoffkonzerns. Durch eine Autoimmunerkrankung im Familienkreis kam sie 2008 zur Naturheilkunde und ist seit 2014 als Heilpraktikerin in eigener Praxis tätig. Ihre Praxisschwerpunkte sind die Diagnostik und Therapie von immunologischen Erkrankungen, Frauenheilkunde, Präventionsmedizin und Traumaintegration.

Eine intensive Ausbildungszeit und der ständige Drang nach Weiterbildung haben ihren Weg bis hierhin begleitet. Viele Seminare, Weiterbildungen und wundervolle Lehrer:innen ebneten den Weg für eine eigene Praxis.

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