Psyche leidet immer mit – Chronischer Stress
Und die Psyche leidet immer mit: Chronischer Stress geht mit nervöser Unruhe, Schlafstörungen und Angst einher. Langfristig können Angststörungen, ein Burnout- Syndrom oder eine Depression entstehen.
Alte Muster, neue Probleme
Der Mensch reagiert auf Stress von jeher gleich: Der Körper bereitet sich auf eine anstrengende Leistung vor, denn für unsere Vorfahren bedeutete Stress eine Lebensbedrohung durch Tiere oder feindlich gesinnte Menschen.
Es gab nur zwei mögliche Verhaltensweisen – Kampf oder Flucht. Beide erfordern eine erhöhte Handlungsbereitschaft der Muskulatur, des Kreislaufs und des zentralen Nervensystems. Diese wird v.a. durch die Ausschüttung zweier Stresshormone erreicht: Adrenalin und Cortisol. Sie bewirken einen erhöhten Tonus der Skelettmuskulatur, eine Erhöhung des Blutdrucks, der Atemfrequenz und des Blutzuckerspiegels. Andere energiefordernde Prozesse wie Wachstum und Verdauung werden heruntergefahren.
Im zentralen Nervensystem wird unter Stress die Verarbeitung von Reizen im Großhirn reduziert. Veränderte Ausschüttungsmuster der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin sorgen stattdessen für eine Nutzung von Reaktionsmustern des Stammhirns, weil eine kognitive Einschätzung der Situation viel zu lange dauern würde. Diese Stressreaktion ist heutzutage meist nicht mehr zeitgemäß. Die Vorbereitungen des Körpers sind nur dann sinnvoll, wenn es im Anschluss zu einer körperlichen Anstrengung kommt und dadurch die bereitgestellte Energie abgebaut wird.
Auf heutige Stressoren wie Zeitdruck, Überforderung und Mehrfachbelastung folgt aber meist keine körperliche Anstrengung. Die Stresshormone werden nur langsam wieder abgebaut. Längerfristige Erhöhungen haben negative Folgen: Adrenalin und Cortisol bewirken einen ständig erhöhten Blutdruck und die Freisetzung körpereigener Fette, die die Blutgefäße schädigen.
Cortisol reduziert die Abwehr von Viren wie z.B. Epstein-Barr-Virus (EBV) und Bakterien.
Auch die Wirkung von Insulin wird durch Cortisol verringert. Die Bauchspeicheldrüse kann dies zwar kurzfristig durch eine vermehrte Ausschüttung von Insulin ausgleichen, auf Dauer wird die Produktion jedoch reduziert – das Diabetesrisiko steigt. Darüber hinaus werden in Stresssituationen die Verdauungsorgane schlechter durchblutet, was zu Obstipation und einem erhöhten Entzündungsrisiko führen kann. Im Unterschied zur Magen- Darm-Muskulatur wird die Skelettmuskulatur überbeansprucht. Chronische Verspannungen bis hin zu Haltungs- und Gelenkschäden sind die Folge.
Die Passionsblume wird seit mehreren Jahrhunderten in der Behandlung stressbedingter Symptome eingesetzt. In den letzten 10 Jahren wurde die Wirksamkeit durch klinische Studien bestätigt, der Wirkmechanismus war aber lange Zeit ungeklärt. Aktuelle Studien zeigen, dass Extrakte aus Passionsblumenkraut die GABA-Wiederaufnahme hemmen, an die GABA-Bindungsstelle des GABAA-Rezeptors binden und nicht mit der Benzodiazepin- und Ethanolbindungsstelle interagieren.
Lesen Sie den ganzen Artikel: Zeitschrift für Phytotherapie 5/2014