Bei der Mykotherapie (Myko = Pilz) werden medizinisch wirksame Pilze, darunter zahlreiche Baumpilze, aber auch gängige Speisepilze, wie z. B. der Austernseitling (Pleurotus ostreatus), eingesetzt.
Mehrzellige Pilze begleiten den Menschen schon sehr lange insbesondere als hochwertiges Nahrungsmittel. Aus gutem Grund, denn schließlich bleiben Pilze – sofern sie schonend und zügig getrocknet werden – ohne nennenswerten Verlust ihrer wertvollen Inhaltsstoffe lange haltbar. In Asien sind die Vielfalt und auch der Anteil der Speisepilze in der Ernährung nach wie vor deutlich höher als in Europa, wobei die Produktion von Pilzen weltweit stark zunimmt. Die am häufigsten angebauten Pilze sind der Champignon und der Shiitake.
Pilze: wertvolle Nahrung und Medizin zugleich
Pilze leisten ernährungsphysiologisch einen äußerst wertvollen Beitrag und werden daher auch als „Superfood“ klassifiziert. So liefert bereits eine normale Portion etwa 5–6 % des Tagesbedarfs an Ballaststoffen. Pilze sind zudem reich an den Vitaminen B1, B2, B3, B5 und Biotin. Auch Vitamin B12 kann in Pilzen enthalten sein; allerdings nur in Spuren. An Mineralstoffen und Spurenelementen finden sich Selen, Chrom, Kalium, Kupfer, Vanadium, Eisen und Zink. Interessant ist auch das Eiweißprofil der Pilze – sie liefern alle essenziellen Aminosäuren.
Da Pilze bevorzugt in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) seit Jahrtausenden zur Prävention, Linderung und Heilung zahlreicher Krankheiten zur Anwendung kommen, werden sie auch als medizinisch wirksame Pilze, bzw. als Medicinal Mushrooms, Heil- oder Vitalpilze bezeichnet. Auch auf anderen Kontinenten werden Pilze in der Naturheilkunde eingesetzt, wie Berichte aus Südamerika, Afrika und Europa zeigen. Beim Eismenschen Ötzi fand man bspw. den Birkenporling. Man vermutet, dass dieser aufgrund seiner antibiotisch wirkenden Inhaltsstoffe zur Wundheilung eingesetzt wurde. Auch den Zunderschwamm hatte Ötzi dabei. Dieser Pilz besitzt hochwertige β-Glukane und hat blutstillende Eigenschaften. Auch zum Feuermachen leistete er Ötzi gute Dienste.
Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe
Mittlerweile belegen auch wissenschaftliche Studien: Da Heilpilze in der Natur überleben müssen und gegen ähnliche pathogene Mikroorganismen zu kämpfen haben wie die Säugetiere, haben sie eine Fülle antibiotisch, aber auch antiviral und sogar fungizid wirkender Substanzen. Pilze stehen vom Stoffwechsel her dem Menschen wesentlich näher als jede Pflanze. Dies macht ihre Inhaltsstoffe für uns Menschen, und ebenso für Tiere, so interessant.
Es ist jedoch nicht allein ihre antibiotische, antivirale oder fungizide Wirkung, die wir uns zunutze machen können, sondern v. a. die Unterstützung des Immunsystems. Die zahlreichen Inhaltsstoffe der Pilze – darunter langkettige Betaglukane, Polyphenole, Ergosterol, Glykoproteine, Ergothionein oder Triterpene – wirken günstig bei Entzündungen, Autoimmunerkrankungen, Allergien und Tumoren und sind sog. Immunmodulatoren.
Immunschwäche und ihre Behandlung mit der Mykotherapie
Die Auslöser für ein geschwächtes Immunsystem sind zahlreich und selten monokausal, so z. B. Dysbiosen, Vergiftungen/Umweltbelastungen, Übersäuerung, Bewegungsmangel, Stress, Schlafstörungen, Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS), chronische Virenbelastung, Medikamente, Vitamin- oder Mineralstoffmangel, aber auch eine HIV-Infektion, um nur einige zu nennen.
70–80 % unserer Immunzellen sind darmständig und auf eine optimale Interaktion mit den Darmbakterien sowie eine gute Darmflora angewiesen. Diese ist allerdings häufig aus dem Gleichgewicht geraten. So können z. B. Dysbalancen im Mikrobiom durch Fehlernährung, Stress oder nach Antibiotikagabe entstehen. Zu hoher Eiweißkonsum, eine Pankreasschwäche oder ein Magensäuremangel fördern die Entwicklung einer Fäulnisflora und pathogener Keime. Auch Verdauungsstörungen und Malabsorptionen begünstigen häufig das Auftreten einer Abwehrschwäche.
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Aus der Zeitschrift: Erfahrungsheilkunde 01/2017