Das Lymphödem am Arm ist meist eine Komplikation einer Brustkrebs-Therapie.
Ursachen und Häufigkeit
Die häufigste Ursache des Arm-Lymphödems ist das Mammakarzinom. Speziell dessen Operation, bei der die Lymphknoten entfernt und die Lymphgefäße durchtrennt werden. Eine Nachbestrahlung verdoppelt in etwa das Ödemrisiko. Schonendere Operationsverfahren und die Wächter-Lymphknoten-Chirurgie haben die Häufigkeit des Arm-Lymphödems zwar deutlich verringert, allerdings steigt die Zahl der Frauen in Deutschland, die vom Mammakarzinom betroffen sind. Jede 9. Frau muss sich bei uns im Laufe ihres Lebens mit dem Thema auseinandersetzen. Durch Früherkennung und eine bessere Therapie hat sich aber die Prognose verbessert. Nach einer konventionellen Mamma-Operation mit Lymphknoten-Entfernung sind 20–40 % der Patientinnen von einem Lymphödem betroffen, bei schonender Operationstechnik nur 5–10 %. Zunehmend sind überwiegende Brust-Lymphödeme mit Brustfibrose zu sehen.
Auch der Krebs an sich kann ein Lymphödem verursachen: das so genannte maligne Lymphödem. Andere Ursachen sowie primäre Arm-Lymphödeme sind insgesamt selten. Bei Männern ist es eine Rarität.
Symptome und Diagnose
Typisch für das gutartige Arm-Lymphödem nach Mamma-Operation ist seine Schmerzlosigkeit. Die Haut ist nicht verfärbt, oft ist die Hand mit beteiligt, die natürlichen Hautfalten sind vielfach vertieft. Zumindest zu Beginn der Erkrankung lassen sich Dellen gut eindrücken. Wegen einer lokalen Abwehrschwäche sind Erysipele häufig, die den Befund jeweils verschlechtern. Bei entsprechender Anamnese ist die Diagnose einfach und rein klinisch zu stellen.
Prophylaxe und Allgemeinmaßnahmen
Sicher kann nicht jedes Lymphödem nach einer Operation verhindert werden, aber die Häufigkeit des Auftretens oder einer Verschlechterung lassen sich durch verschiedene Faktoren reduzieren. Dazu gehören eine schonende Operationstechnik und die Vermeidung von Übergewicht. Nachgewiesen kommt es seltener zu Lymphödemen, wenn einige Tage vor der Operation sowie danach eine Lymphdrainage erfolgt. Das ist in Deutschland allerdings nicht üblich. Ebenso sollte eine dem Zeitgeist folgende übermäßige Krankengymnastik der Schulter in den ersten 1–2 Wochen nach der Operation vermieden werden. Bei vorübergehender Ruhigstellung heilt die Wunde besser und Narben werden zarter, wodurch sich leichter Anastomosen der Lymphgefäße ausbilden können. Das widerspricht nicht der Forderung nach Frühmobilisation der Patientinnen, nur eben unter Schonung der Schulter auf der betroffenen Seite.
Wärme und Massagen kontraindiziert
Massagen am betroffenen Arm und Rumpfsegment sowie lokale oder allgemeine Wärmeanwendungen, wie zum Beispiel Fango, Kurzwelle, Thermalbäder, Sonnenbäder oder Sauna, gelten wegen der damit verbundenen Hyperämisierung ebenfalls als kontraindiziert. Bei der Verordnung physikalischer Therapien sollte man bei drohendem oder erst recht bei bestehendem Lymphödem vorsichtig mit hyperämisierenden Maßnahmen im betroffenen Arm und zugehörigen Rumpfquadranten sein.
Unkritisch sind zum Beispiel Krankengymnastik, Manuelle Therapie, Ultraschall, Interferenzstrom und Kälteanwendungen, sofern sie sachgerecht ausgeführt werden. Vorsichtig sollte man mit bestimmten Diathermie-Verfahren wie Kurz- oder Mikrowelle, Rotlicht, Infrarot, Reizstrom, Zellenbädern und ähnlichen Maßnahmen sein.
Sport ist hilfreich, wenn er moderat und ohne erhöhtes Verletzungsrisiko betrieben wird. Bei bereits bestehendem Lymphödem sollte dabei eine Kompression getragen werden. Besonders sinnvoll ist auch Schwimmen. Schweres Tragen sowie Verletzungen bei der Haus- oder Gartenarbeit gilt es ebenfalls zu vermeiden. Die Betroffenen sollten bei entsprechenden Arbeiten Handschuhe tragen.
Quelle: Thieme – Zeitschrift für Komplementärmedizin 2019; 11(02): 38-41