Demenz vorbeugen – Rolle der Ernährung

Demenzielle Erkrankungen sind die vermutlich größte gesundheitliche Herausforderung, die durch das demografische Älterwerden der Bevölkerung in den industrialisierten Nationen entsteht. Bislang gibt es keine erfolgreichen medikamentösen Ansätze zur Prävention und Therapie der Demenz, vor allem nicht der Alzheimer-Demenz. Alle bisher zugelassenen Medikamente zeigen sehr schwache und letztlich nicht klinisch relevante Wirkungen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es immer schwierig bleiben, eine bereits manifeste Demenz zu behandeln, während sich für die Prävention die stärksten Optionen ergeben.

Denn: Eine Demenz ist auch bis ins höchste Alter keine zwingende Folge des Alterungsprozesses. Entgegen früheren Hypothesen bleiben über 95 % der Gehirnzellen bis ins höchste Lebensalter funktionell intakt. Bei Studien zu den sogenannten „Super-Centenarians“ (Menschen im Alter von 100 bis 110 und darüber) wie in den Blue Zones wird deutlich, dass mentale und kognitive Gesundheit einen integralen Bestandteil des gesunden Alterns („healthy aging“) darstellt.

Grundsätzlich sind die wissenschaftlich anerkannten präventiven Maßnahmen zur Risikoabsenkung kardiovaskulärer Erkrankungen auch in der Prävention der Alzheimer-Demenz wirksam, zumindest partiell. So ist ein erhöhtes LDL-Cholesterin mit einem eindeutigen Alzheimer-Risiko verbunden und eine diätetische oder medikamentöse Absenkung erwirkt Vorteile. Entsprechend reduzierte auch eine Absenkung erhöhter Blutdruckwerte in einigen Blutdruckstudien das Auftreten einer später auftretenden beginnenden kognitiven Einschränkung.

Bezüglich der Ernährung zeigen zahlreiche epidemiologische Studien, dass traditionelle und pflanzenbetonte Ernährungsformen mit einem reduzierten Alzheimer-Risiko verbunden sind. Global gesehen findet sich, unter Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren, die niedrigste Alzheimer-Erkrankungsrate im ländlichen Indien, wo die Bevölkerung sich überwiegend lakto-vegetarisch ernährt und reichlich Hülsenfrüchte, Gemüse, Grünblättriges, Vollkorngetreide, Obst und damit sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe verzehrt.

Demenz-Risiko über Ernährung reduzieren mit:
Nahrungsmittel kombinieren

Einzelne Nährstoffe oder spezifische Nahrungsmittel spiegeln nicht die komplexe Wirksamkeit dessen wider, was im vielschichtigen Ernährungsalltag mit seinen individuellen Verdauungs- und Stoffwechselprozessen, dem Mikrobiom mit prä- und postbiotischen Wechselwirkungen und der Interaktion mit dem übrigen Lebensstil stattfindet. Daher ist es medizinisch von herausgehobener Bedeutung, die Wirksamkeit von komplexen Ernährungsformen auf das Risiko, an Demenz zu erkranken, und/oder die Wirkung auf die kognitive Funktion und beginnende demenzielle Prozesse in der Bildgebung zu evaluieren. Erste Studien wurden dazu in den letzten Jahren veröffentlicht.

Intervallfasten zur Demenz Prävention

Schon vor Jahrzehnten konnten Arbeiten des renommierten Hirnforschers Mark Mattson zeigen, dass durch kalorische Restriktion maßgebliche Pathomechanismen der Demenz ausgeschaltet bzw. kompensiert werden. Zahlreiche Labor- und experimentelle Tierstudien anderer Forschergruppen belegten seither, dass regelmäßiges Intervallfasten oder längere Fastenperioden (Heilfasten, prolongiertes Fasten) sowie die sogenannte Fasting-Mimicking Diet („Scheinfasten“) das Risiko, an neurologisch-degenerativen und demenziellen Erkrankungen zu erkranken, drastisch reduzieren.

Fasten löst Stoffwechselvorgänge aus, die die Nervenzellen schützen.

Insgesamt löst Fasten eine Reihe von molekularen und stoffwechselabhängigen Umschaltvorgängen aus („metabolic switch“), die auch Nervenzellen schützen. Dazu zählen die Ankurbelung der Zellreinigung (Autophagie), generelle Entzündungshemmung, reduzierte Amyloidbildung sowie über die Zwischenstufe der Produktion von sogenannten Sirtuinen eine gesteigerte DNA-Reparatur sowie eine verstärkte Produktion des Schutzfaktors Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF). BDNF wird durch kalorische Restriktion und Fasten stark induziert. Fastenmediziner gehen davon aus, dass auch die bekannte stimmungsanhebende und teilweise euphorisierende Wirkung des Fastens, neben der fastenbedingten Endorphin- und Serotonin-Ausschüttung, durch den Anstieg von BDNF vermittelt wird.

Die Rolle des Mikrobioms bei Demenz

Interessanterweise wird BDNF in geringem Maße auch durch ausgewählte Lebensmittel induziert. Dazu zählen Obst und Gemüse mit hohen Polyphenolanteilen sowie Nüsse und Kakao. In einer Studie führte auch der Verzehr von Vollkorngetreide, vor allem von Roggenvollkorn, zum Anstieg von BDNF. Hier scheint die Erhöhung des BDNF über das Mikrobiom vermittelt zu sein, denn zunächst stieg in diesen Untersuchungen die Konzentration kurzkettiger Fettsäuren an. Wie auch bei den neurodegenerativen Erkrankungen der Multiple Sklerose und des Morbus Parkinson zeichnet sich für die Demenz eine bedeutende ursächliche Rolle des Mikrobioms ab.

Originalpublikation: ZKM Zeischrift für Komplementärmdedizin 04.2024

Picture of Verena Bastian

Verena Bastian

Verena Bastian ist staatliche geprüfte Heilpraktikerin seit 2014. Davor studierte Sie Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach mehrere Jahre in der Finanzabteilung eines großen Baustoffkonzerns. Durch eine Autoimmunerkrankung im Familienkreis kam sie 2008 zur Naturheilkunde und ist seit 2014 als Heilpraktikerin in eigener Praxis tätig. Ihre Praxisschwerpunkte sind die Diagnostik und Therapie von immunologischen Erkrankungen, Frauenheilkunde, Präventionsmedizin und Traumaintegration.

Eine intensive Ausbildungszeit und der ständige Drang nach Weiterbildung haben ihren Weg bis hierhin begleitet. Viele Seminare, Weiterbildungen und wundervolle Lehrer:innen ebneten den Weg für eine eigene Praxis.

Sie lädt die Menschen dazu ein sich beim Thema Gesundheit in Richtung Eigenverantwortlichkeit zu orientieren. Seit vielen Jahren unterstützt Sie Menschen dabei die Gründe und Zusammenhänge Ihrer Erkrankung mit dem Wissen aus klassischer Medizin und Naturheilkunde zu verstehen.

Inhalt

im Fokus

Weitere Beiträge

Demenz_Ernährung

Demenz vorbeugen – Rolle der Ernährung

Demenzielle Erkrankungen sind die vermutlich größte gesundheitliche Herausforderung, die durch das demografische Älterwerden der Bevölkerung in den industrialisierten Nationen entsteht. Bislang gibt es keine erfolgreichen

Postvirales Fatigue-Syndrom

Postvirales Fatigue-Syndrom

Wie können Viruserkrankungen die Mitochondrien erschöpfen? Eine häufige Ursache ist für bleibende Erschöpfung nach einem Virusinfekt ist eine Mitochondriopathie. Die gezielte Nährstofftherapie kann die Symptome

Schlafstörung

Schlafstörung in der TCM

Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der industrialisierten Welt. Normwerte für den Schlaf Abweichungen müssen nicht pathologisch sein. Schlafdauer: 5–9 Stunden  Schlaflatenz; Zeit bis zum