Achtsamkeitsmeditation (MBSR) senkt den Druck auf Seele und Augen
Die neurodegenerative Erkrankung Glaukom, auch Grüner Star genannt, kann im fortgeschrittenen Stadium zu einer Erblindung des Patienten führen.
Verschiedene Ursachen bedingen unterschiedliche Ausprägungen des Grünen Stars. Das primäre Offenwinkel-Glaukom ist die häufigste Form. Es geht mit einer Erhöhung des Augeninnendruckes einher, die schließlich zur Schädigung der Sehnerven führt. Die verminderte Sehkraft und die Angst vor einer Erblindung lassen den Stresspegel der Betroffenen steigen. Dies wiederum kann zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks führen, welche in Folge ein Fortschreiten der Erkrankung begünstigen kann. Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, den Druck sowohl auf die Seele als auch auf die Augen herauszunehmen, ist das Ziel von Entspannungsverfahren als Ergänzung zu einer medikamentösen Behandlung.
Ein bewährtes Verfahren zur Stressreduktion ist die Achtsamkeitsmeditation (MBSR).
Ein Forscherteam aus Indien, Deutschland und den USA widmete sich der Fragestellung, inwieweit ein MBSR-Programm für Glaukom-Patienten sowohl die seelischen als auch die körperlichen Komponenten positiv beeinflussen kann. Patienten mit moderatem bis schwerem primärem Offenwinkel-Glaukom wurden randomisiert einer Meditations- oder einer Wartelistegruppe zugeordnet. Die Achtsamkeitsmeditation fand unter Anleitung an 21 aufeinanderfolgenden Tagen statt Sie umfasste 15 Minuten Atemübungen zur Entspannung sowie 45 Minuten Meditation.
Zu Studienbeginn wiesen die Teilnehmer beider Gruppen ähnliche Charakteristika auf.
Jedoch am Studienende hingegen zeigten sich bis auf die Messung des Gesichtsfeldes deutliche Unterschiede zugunsten der Meditationsgruppe. So lag der Augeninnendruck in dieser Gruppe signifikant niedriger als zu Studienbeginn. Bei Dreiviertel der Patienten lagen die Werte um mehr als 25 % niedriger als zuvor. Ebenso bewerteten die Teilnehmer dieser Gruppe ihre Lebensqualität in allen erhobenen Bereichen deutlich besser als zu Beginn. Der Biomarker für mentalen Stress Cortisol lag in der Mediationsgruppe signifikant niedriger, ebenso die Entzündungsmarker IL-6 und TNF-α sowie der Anteil an Reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), während sowohl für β-Endorphin und das Neutrophin BDNF als auch für die Oxidative Kapazität (TAC) signifikant höhere Werte gemessen wurden. Die Genexpressionsanalyse ergab in der Meditationsgruppe für 109 Gene einen signifikanten Unterschied im Vergleich zur Kontrollgruppe. Jeweils die Hälfte dieser Gene war hoch- bzw. herunterreguliert. Mittels einer entsprechend durchgeführten statistischen Analyse sind Korrelationen zwischen den verschiedenen Parametern sichtbar.
begünstigende Wirkung von Entspannungsverfahren wie die Achtsamkeitsmeditation (MBSR)
Die begünstigende Wirkung von Entspannungsverfahren wie die Achtsamkeitsmeditation (MBSR) in der Behandlung von Glaukom-Patienten wurde bereits in früheren Studien untersucht. Die vorliegende Arbeit konnte nun belegen, dass sich eine bereits über einen relativ kurzen Zeitraum täglich durchgeführte Achtsamkeitsmeditation sowohl hinsichtlich der klinischen Ausprägung eines primären Offenwinkel-Glaukoms (Augeninnendruck) als auch der damit verbundenen Lebensqualität der Patienten positiv auswirkt. Ebenso liefert die Arbeit über die Messung von Biomarkern und eine Genexpressionsanalyse wichtige Hinweise auf die zugrunde liegenden Wirkmechanismen in diesem Kontext.
Quelle: Carstens-Stiftung